Anonym
"Die Krise hat gezeigt, dass ein Baumarkt scheinbar „systemrelevanter“ ist als eine Mama oder ein Papa nebst Vollzeitjob. Die Leittragenden des Shutdowns sind Eltern – insbesondere jene mit mehreren Kindern. Das sehe ich bei Bekannten und Kolleg*innen. Ich lebe in der besonders vorteilhaften Situation mit Haus und Garten und schicke die Kleine zum Radfahren und Blumen gießen raus. Aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein und geht mal 10, mal 20 Minuten gut; denn besonders die Kleinen verstehen nicht, wieso Mama da ist und es irgendwie doch nicht ist.
Für Getrenntlebende ist es besonders schwer, weil keiner mal eben einspringt und abnehmen kann. Ich habe es einem tollen Kind zu verdanken, dass es so läuft, wie es läuft. Und dennoch gibt es hier Trauer und Unverständnis bei ihm. Dass in solchen Situationen die „strengen Regeln“ gebrochen werden, kenne ich nicht nur von mir. Da nimmt man zum Seelenheil des Kindes auch eine Strafe in Kauf, denn ich merke, dass das alles hier Spuren hinterlassen wird. Kommt jemand zu nahe, sagt die Kleine gleich: „Abstand“. Ich habe es ihr ja selbst gebetsmühlenartig beigebracht und ihr damit zu allem Überfluss wohl auch eine handfeste Phobie angewöhnt.
Ich wünsche mir in Zukunft, dass hier klarer kommuniziert wird – eine klare Stellungnahme gegenüber Eltern wäre gefragt gewesen! Warum kann es auf Dörfern, wo man eh von allem abgeschnitten ist, keine besonderen Regelungen unter all jenen geben, die im Home Office arbeiten können und deshalb keinen Kontakt zu anderen haben, außer vielleicht der Dame an der Supermarktkasse? Wieso schert man Großstädte und den ländlichen Raum bzgl. der Regelungen über einen Kamm?"
Anonym