Förderung und Herstellung von Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung

Informationen zur Gleichstellungssituation an Hochschulen & außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Sachsen-Anhhalt

Geschlechterverhältnisse an den Hochschulen - Sachsen-Anhalt im CEWS-Ranking nach Gleichstellungsaspekten

Das Hochschulranking des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) ist ein etablierter Bestandteil der Qualitätssicherung für Gleichstellung an Hochschulen. Zielstellung des Rankings ist es, die Leistungen der Hochschulen im Bereich der Gleichstellung von Frauen und Männern mit Hilfe quantitativer Indikatoren kontinuierlich zu vergleichen. Das aktuelle Ranking von 2017 beruht auf der Datenerhebung aus dem Jahr 2015. Die Einordnung erfolgt durch die Unterteilung der Hochschulen in drei Gruppen: Spitzengruppe, Mittelgruppe und Schlussgruppe.

Sachsen-Anhalt rangiert im Mittelfeld

Im Gesamtranking der Bundesländer befindet sich Sachsen-Anhalt im aktuellen Ranking wie schon in der letzten Erhebung (CEWS Ranking von 2015) im mittleren Mittelfeld. Dabei ist der Studierendenindikator, der ausschließlich Fächer mit einer deutlichen Unterrepräsentanz von Frauen berücksichtigt, von 2013 zu 2015 gesunken (von 0,982 zu 0,900), wodurch das Land in die Schlussgruppe zurückfällt. Der Frauenanteil an den Promotionen zeigt sich unverändert (43,5 %). Der Frauenanteil an den Habilitationen ist mit 20,7% gegenüber 22% in 2013 rückläufig (!), hier befindet sich Sachsen-Anhalt nun in der Schlussgruppe. An dieser Stelle ist somit nach wie vor großer Handlungsbedarf gegeben.

Der Frauenanteil am hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal konnte dagegen von 37,6% (Mittelgruppe) auf 43,6% (Spitzengruppe) gesteigert werden. Verbessert hat sich ebenso die Steigerung des Frauenanteils beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal. In diesem Bereich kann also eine positive kontinuierliche Entwicklung konstatiert werden.

An allen Hochschulen herrscht Handlungsbedarf

Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt sind in den meisten der erhobenen Kategorien im Mittelfeld zu finden. Abweichungen davon tendieren häufiger zur Schlussgruppe, seltener zur Spitzengruppe. So finden sich die beiden Universitäten hinsichtlich des Frauenanteils bei den PostDocs und Professuren jeweils in der Schlussgruppe wieder, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kann sich bezüglich der Steigerung des Frauenanteils am wissenschaftlichen und künstlerischen Personal gegenüber 2008 jedoch in der Spitzengruppe behaupten. Die wissenschaftliche Qualifikation nach der Promotion kristallisiert sich, wie schon das Länderranking zeigt, als Schwachpunkt heraus.

Bei den Fachhochschulen zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Hochschulen Magdeburg-Stendal und Merseburg zählen bei der Steigerung des Frauenanteils am wissenschaftlichen und künstlerischen Personal gegenüber 2008 zur Spitzengruppe. Deutlich ab fällt dagegen die Hochschule Anhalt, die in den Punkten Wissenschaftliches und künstlerisches Personal, Steigerung des Frauenanteils am wissenschaftlichen und künstlerischen Personal gegenüber 2008 und Steigerung des Frauenanteils an den Professuren gegenüber 2008 in der Schlussgruppe rangiert. Der Studierendenindikator, der nicht in das Gesamtranking einfließt, verweist die Hochschule Magdeburg-Stendal in die Schlussgruppe.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass noch immer gravierende Geschlechterunterschiede bei der Studienfachwahl bestehen. Weiterhin sinkt der Frauenanteil, der bei den Studienabschlüssen noch die Mehrheit stellt, im weiteren Qualifikationsverlauf, besonders in der Postdocphase bis zur Habilitation, immer weiter ab. Hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse in der Promotions- und Postdocphase sind die angestellten Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen an Sachsen-Anhalts Hochschulen - anders als an deutschen Hochschulen insgesamt - in höherem Maße von Befristung betroffen, als ihre männlichen Kollegen.

Gute Gleichstellungsarbeit braucht gute Gleichstellungsstrukturen

Eine erfolgreiche Gleichstellungsarbeit ist vor allem mit den Ressourcen verbunden, die für die Gleichstellungsarbeit zur Verfügung gestellt werden. Bei der Entwicklung der Gleichstellung in den Bundesländern lässt sich ein Zusammenhang mit der Institutionalisierung der Gleichstellungsbeauftragten feststellen: Bei den Bundesländern, die wie Sachsen-Anhalt eine absteigende Tendenz aufweisen, handelt es sich vorwiegend um Länder, die wenig bis keine hauptberuflichen, sondern nebenberufliche bzw. ehrenamtlich tätige Gleichstellungsbeauftragte haben.

Das Hochschulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt besagt, dass die Gleichstellungsbeauftragten „ehrenamtlich tätig“ und „auf ihren Antrag teilweise, bei Hochschulen mit mehr als 1.500 Personalstellen ganz von ihren Dienstaufgaben freizustellen“ (HGS LSA 2004 § 72 Abs. 2) sind. Eine im Aktivitätszeitraum von circa drei Jahren seit 2010 erhobene Bestandsaufnahme (Zimmermann 3013) lässt Potenziale, aber auch Defizite in der Gleichstellungs- bzw. Chancengleichheitspolitik an den Hochschulen Sachsen-Anhalts deutlich werden. Daraus geht hervor, dass die volle Freistellung der zentralen Gleichstellungsbeauftragten an keiner der Hochschulen gegeben ist. Weiter verfügen nur die Gleichstellungsbeauftragten an den Universitäten über einen eigenen Raum (Gleichstellungsbüro) und auch nur sie erhalten Unterstützung bei den Sekretariatsaufgaben. Studentische Hilfskräfte waren aber selbst hier kaum vorhanden.

Die Unterausstattung mit personellen und materiellen Ressourcen gilt insbesondere für die Situation an den Fachhochschulen. Unter diesen Bedingungen kann die ehrenamtliche Tätigkeit nur aufgrund zusätzlich zu leistender Arbeit der als Gleichstellungsbeauftragte Tätigen aufrecht erhalten werden. Zu knappe zeitliche Ressourcen verstärken das das Problem weiter. Die Freistellung reicht bei weitem nicht aus, da die Teilnahme an Hochschulgremien-Sitzungen und die Vor- und Nachbereitungszeit viel Zeit bindet oder auch die Teilnahme an vielen wichtigen Veranstaltungen aus Zeitgründen nicht möglich ist.

Die Aufgaben und die Zeitverwendung zeigen sich an den Universitäten und Fachhochschulen unterschiedlich gewichtig, wodurch ein hochschulspezifisch zu betrachtenden Entwicklungsbedarf angezeigt ist. So brauchen die Gleichstellungsbeauftragten an den Fachhochschulen beispielsweise mehr Zeit für die eigene Weiterbildung in Form der Teilnahme an Veranstaltungen und Workshops zur Vermittlung von Genderkompetenz als Voraussetzung für die Ausübung ihrer Tätigkeit auf ehrenamtlicher Basis. Die Universitäten sehen Zeitbedarf u.a. für die Forcierung der Drittmitteleinwerbung zum Zweck der Implementierung von Gleichstellungsprojekten. Das Fazit lautet also: Die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen benötigen mehr personelle, materielle und zeitliche Ressourcen, um gute Gleichstellungsarbeit machen zu können.

Die Gleichstellungssituation an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen

Die einheitlichen gleichstellungspolitischen Vorgaben für die Hochschulen in Deutschland gelten für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen nicht. Entsprechend fällt die Gleichstellungsentwicklung an den verschiedenen Einrichtungen unterschiedlich aus. Allgemein ist jedoch zu sagen (und zu beklagen), dass auch hier der Frauenanteil mit steigendem Vergütungsniveau kontinuierlich sinkt.

Der Ausschuss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) veröffentlicht jährlich Daten zur „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“. Neben den Gleichstellungsleistungen der Hochschulen werden hier auch jene der außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfasst. Berücksichtigt werden die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF), der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) sowie der Leibniz-Gemeinschaft (WGL). Die Daten werden bundesweit erfasst. In der aktuellen Publikation von 2017 bewegt sich der Frauenanteil bei den Promovierenden zwischen 22,8% (FhG) und 47,7% (WGL). Bei den Einrichtungen mit Postdocs (HGF, MPG, WGL) liegt der geringste Frauenanteil bei 31,5% (MPG) und der höchste bei 43,9% (WGL).

Der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal in Führungspositionen stieg von insgesamt 2,9% im Jahr 1997 auf 17,8% im Jahr 2016; dies entspricht 0,75 Prozentpunkten pro Jahr. Es ist dabei jedoch zu beachten, dass der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei der Max-Planck-Gesellschaft auf 24,9% anstieg, während er bei der Fraunhofer-Gesellschaft mit lediglich 4,5% (!) klein geblieben ist.

Der Frauenanteil am Personal in Führungspositionen im wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereich beträgt insgesamt 17,8%, beim nichtwissenschaftlichen Personal in Führungspositionen (Verwaltungs-, technisches-, sonstiges Personal) liegt er bei 22,7%

Überdurchschnittlich ist der Frauenanteil beim wissenschaftlichen Personal (insgesamt) der WGL mit 42,2% und der MPG mit 32,4%. Bei der HGF beträgt der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal 30,9% und bei der FhG 20,1%.

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Quellen:

  • Löther, Andrea. GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) (Ed.)(2017): Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2017. Köln.(cews.publik 21).
  • Landesregierung Magdeburg 2013: Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt. Drucksache 6/2104 vom 27.05.2013. Beschlussrealisierung zum Beschluss des Landtages, Drs. 6/567
  • Zimmermann, Karin.; Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF) (2013): Für einen genderkompetent gestalteten Kulturwandel – Bestandsaufnahme zur Gleichstellungsarbeit an den Hochschulen Sachsen-Anhalts. Lutherstadt Wittenberg
  • Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)(2017): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung - 21. Fortschreibung des Datenmaterials (2015/2016) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen
    Forschungseinrichtungen.

Letzte Änderung: 04.03.2021 - Ansprechpartner: Webmaster