Förderung und Herstellung von Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung

Dr. Lena Eckert

(F)EMPOWERing!

"Weibliche Lehrende sind auf Grund ihrer Sozialisation oft geneigt, der Lehre einen höheren Stellenwert beizumessen, als der eigenen Karriere und fühlen sich ihren Studierenden gegenüber oft mehr verpflichtet – sie bieten mehr Unterstützung durch längere Sprechstunden, ausführlicheres Feedback und sind auch für emotionale Aspekte Studierender ansprechbar. Während der Krise wurde der Präsenzlehrbetrieb mehr oder weniger von einem Moment auf den anderen auf digitale Lehre umgestellt. Wir können davon ausgehen, dass junge, weibliche Lehrende, die vielleicht sogar Kinder zu Hause betreuen müssen, gerade sehr viel Energie und Zeit in diese Umstellung ihrer Lehre stecken.

Zudem erhöht sich der Betreuungsaufwand von Studierenden, da diese zum Teil hilflos und verloren in der Selbstorganisation ihres Studiums und den vielfältigen zum Teil sehr improvisierten Veranstaltungen sind. Bei gleicher Bezahlung und weniger Zeit wurden Lehrende mehr oder weniger gezwungen, ihre auf Präsenz ausgelegten Veranstaltungen umzugestalten – dies ist ein immenser Mehraufwand, den vor allem junge Lehrende zu spüren bekamen; die unentgeltliche Mehrarbeit, die gerade geleistet wird - neben der familiären Care-Arbeit vieler Wissenschaftler*innen - wird kaum honoriert (bisher zumindest noch nicht). Seitens der Hochschule gibt es zwar technische, nicht aber didaktische Unterstützung.

Wir sollten uns weigern, so gut zu funktionieren – wenn Digitalisierung, dann bitte nicht aus der Not heraus, sondern mit Bedacht und Know-how sowie angemessener Entlohnung und der Weitsicht, dass nicht alles einfach digital umgestaltet werden kann. Es braucht von Hochschulleitungsseite eine entsprechende Honorierung der Mehrarbeit, die gerade geleistet wird. Vor allem diejenige unter erschwerten Bedingungen von Müttern und Vätern, von Lehrenden, die der Risikogruppe angehören, oder Care-Arbeit für andere übernehmen und trotzdem versuchen, Lehre anzubieten. Diese Hilfe muss strukturell und breitenwirksam sein. Individuelle Lösungen greifen hier nicht!

Die Krise hat gezeigt, dass weiblich konnotierte Tätigkeiten systemrelevanter sind als viele andere. Sie hat auch gezeigt, dass diese Berufe die sind, die am schlechtesten bezahlt werden. Die Hochschulen müssen mit gutem Beispiel vorangehen und diejenigen finanziell honorieren (oder mit Zeit), die den Laden am Laufen halten."

Dr. Lena Eckert, Geschlechterforscherin, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Letzte Änderung: 02.06.2020 - Ansprechpartner: Webmaster